Tag 1 - Die Anreise
Tag 1, die Ab- und Anreise
Bibbern
Seit Tagen bibberten wir nun schon, ob unser Flug überhaupt gehen sollte, da ja diverse Airlines (vor allem Easy Jet am BER) massenhaft Flüge strichen. Dann kam morgens die Nachricht, dass der Flug gut 2 Stunden Verspätung haben wird. „Na geil, das wirds gewesen sein!“ ist der erste Gedanke, aber die Zeit verändert sich immer wieder und es wird geraten trotzdem zur eigentlichen Zeit am Gate zu sein. Also noch schnell gepackt – klar, wie immer auf den letzten Drücker, sonst wirds langweilig!
Gar nicht mehr erwähnenswert eigentlich, dass der FEX, mit dem wir fahren wollten, mal wieder ausfällt. Gut das wir eh Zeitpolster hatten. Auch über den BER an sich brauch man sich eigentlich gar nicht mehr aufzuregen. Der Flughafen ist einfach absoluter Mist. Hässlich, ranzig, unlogisch, kundenunfreundlich, schlecht ausgeschildert, überteuert (3 € kleines Wasser), … Halt ’ne totale Fehlkonstruktion! Wie es komplett anders geht, sollten wir nächste Woche bei der Rückreise sehen.
Sicherheitscheck ging relativ schnell, diesmal auch kein Sprengstofftest, wie die letzten zwei male, dafür nach dem Scanner die übliche Abtastung mit Betatschen meines Gemächts. Als er es gemerkt hat, war die Hand aber ganz schnell wieder weg und ich konnte doch durch.
Nun saßen wir also sehr zeitig am Gate, das ausnahmsweise mal nicht irgendwo am Arsch der Welt war (sonst meist A30+), sondern schon am Anfang von Terminal A und ohne stundenlange Wanderung zu erreichen. Nice! Zunächst waren wir noch fast alleine, aber das änderte sich natürlich recht schnell. Anders als sonst waren nur die vielen jüngeren Leuts, die scheinbar in Feierstimmung waren. Ja, ja, die Jugend von heute …
Zur eigentlichen Abflugzeit wurde dann das Gate feierlich erleuchtet und bemannt. Die ganz Ungeduldigen drängelten schon in der Schlange herum und auf dem Bildschirm flackerte, nachdem die eigentliche Boardingzeit schon überschritten war, nur lapidar die Meldung auf, dass sich der Flug verspätet. Na geil.
Partybomber
Derweil konnten wir mal wieder schöne Gesellschaftsstudien durchführen. Wirklich krass, wie unglaublich unentspannt und unfähig manche Menschen doch sind. Eigentlich wundert einen ja wirklich nichts mehr. Ganz anders die neben uns sitzende Gruppe von Teens, die sich eher freuten noch mehr Zeit zu haben, um ein Bier nach dem anderen in sich zu schütten. Wäre zwar nichts für mich, wegen keiner Böcke auf Flugzeugklo, aber jüngere Blasen ticken da ja auch noch anders. ;)
Über 1,5 Stunden später ging es dann endlich an Bord und in die Luft und direkt in einen wunderschönen Sonnenuntergang. Soviel kann ich verraten, das einzige Highlight des Tages!
Wunderschöner Sonnenuntergang über Berlin
Der Flug an sich war dann recht unspektakulär, bis auf zwei Dinge.
1. Das sich der Pilot scheinbar als Touristenführer berufen fühlte und ständig erklärte welche Stadt denn nun links oder rechts liegt und über welchen See wir gerade fliegen.
2. Der ständige Strom an Leuten, die aufs Klo mussten eigentlich ja nicht, aber da wir zum ersten Mal fast ganz vorne saßen, fiel es schon sehr auf. Und so konnten wir auch einen aus der Feiertruppe mitkriegen, wie er zunächst, weil er warten musste, sich einfach bei den Stewardessen hinlegte. Und als er dann endlich aufs Klo konnte, nutzte er es nicht nur zum Pissen, sondern auch zum ausgiebigen Kotzen. Da kam richtige Flixbusstimmung auf und die Stewardessen waren sichtlich begeistert.
DJ Firestarter
Angekommen wären wir normalerweise um 23:30. Dazu kamen dann noch eineinhalb Stunden Verspätung und on top die Stunde portugiesische Zeitverschiebung. Macht, nach Adam Riese, 2 Uhr in der Nacht. Dafür war aber noch verdammt viel los am Flughafen und warum das so war sollten wir auch gleich erfahren, nachdem wir an der frischen Luft waren.
Überall junge, stylische Leute und es dauerte auch nur ein paar Sekunden, bis ich angequatscht wurde, ob wir auch aufs Festival wollen und ob man sich nicht 'n Taxi teilen könnte. „Oh, cool, was für ein Festival denn?“, fragte der verblüffte Autor. „Na, das {unverständlich} Techno Festival!!!“ lautete die den Boomer entlarvende Antwort.
Oh, oh, Nachtigall, ick hör dir trapsen!
Wir schleppen unseren Kram mit wirren Vorahnungen im Kopf zum nächsten Taxistand und reihen uns die ziemlich lange Schlange ein. Ja, so macht man das hier!
Und wie soll es anders sein, es dauerte nur ein Augenzwinkern, bis russischsprachige Festivalbesucher, die vor uns in der Schlange standen, auf den geilsten Witz ever(!) gekommen sind: „Höhöhö, {tuschel} Firestarter! Gnagnagna“. Echt jetzt? Seit wie vielen Jahrzehnten höre ich mir das jetzt an? In jedem Land der Erde, in dem ich war, derselbe ausgelutschte Joke? Lame! Aber 'n Autogramm will nie jemand haben.
Was solls, I was Firestarter befor you was Firestarter! Basta!
Taxi nach nirgendwo
Einige Zeit später waren wir dann endlich dran. Ging langsam auf 3 Uhr zu. Gab nur ein Problem: Unser Zeltplatz hat keinen Straßennamen, sondern nur Koordinaten! Nach viel (füge hier eine Menge radebrech Englisch-Spanisch-Italienisch-Mix ein) äh, hin-und-her schien der Fahrer denn zu wissen wohin und lehnte vehement ab eins unserer Handys zur Hilfe zu nehmen, auf denen die Route ja klar und deutlich abzulesen war. Campingplatz war sein Buzzword. War nur der Falsche. Doof! Also navigierten wir ihn von der Rückbank aus in immer kleinere und dunklere Straßen, bzw. Feldwege. Vorbei an Ruinen und Horden von streunenden Hunden (dazu später mehr). Man merkte ihm ein wenig Unwohlsein an, in dieser pechschwarzen Nacht. Ne, stimmt gar nicht, war ja Vollmond, hilft aber der Stimmung. Also wir fanden den Weg zumindest ziemlich spooky und ließen ihn dann auch anhalten, als es wiedermal in einen noch kleineren Weg ging und wir nicht wussten, ob er da noch wenden kann, was an dem Abzweig aber noch gut ging. Laut Navi waren es ja auch nur noch knapp 100 Meter.
Stecknadel im Heuhaufen
Taxi bezahlt, gutes Trinkgeld obendrauf, Rucksack aus dem Kofferraum geholt und frohgemut ins Dunkle gelatscht. Im Mondschein sah man dann auch schnell das eiserne Tor der Auffahrt. Zum Glück hatten wir schon den Code fürs Schloss, sodass dieses ausnahmsweise mal kein Hindernis war. Links Wohnmobile, rechts offenes Feld. Weiter, weiter. Sommerküche und Klocontainer wurden identifiziert. Dann ein Stück Land mit vielen kleinen Bäumen und vereinzelten Zelten dazwischen. Hmmm, welches ist jetzt unseres? An den Host geschrieben. Kurze Zeit später „Das Gelb/Rote“. Natürlich alles so ausgeblichen, dass man im Mondschein keinen Unterschied sehen konnte. „Welches von den Rot/Gelben denn?“, fragten wir. „Ach ne, das Blaue!“ kam prompt die Antwort. Puh ey, leck mich, alles egal jetzt und das am ehesten Blau aussehende Zelt geöffnet. Cool, war sogar leer und frisch eingerichtet. Glück gehabt!
Das ganz eindeutig blaue Zelt...
Tal der schlaflosen Hunde
Was macht der Globetrotter von Welt? Klar, es sich erstmal irgendwie gemütlich. Lage checken und versuchen jetzt noch, gegen fast 4 Uhr, 'ne Mütze Schlaf zu kriegen. Es gab da nur ein klitzekleines Problem. Oder eigentlich war es nicht nur ein Problem. Also zum einen war es doch echt ganz schön kalt hier draußen im Nirgendwo, zum anderen war es doch nicht ganz so einsam wie gedacht. Die streunenden Hunde, deren Augen im Scheinwerferlicht leuchteten, hatte ich ja schon erwähnt. Stellt sich raus, dass die ganz und gar nicht die einzigen waren, die hier und im Umkreis des ganzen Tals ihr Unwesen trieben. Man kennt’s ja, erst kläfft der eine, weil, ja weil? Und dann der nächste und der nächste usw… Und war die Kette fertig, gings von vorne los. Soll heißen, irgendwann gegen 6 oder 7 konnte ich endlich einschlafen. Nice! Nur leider war es spätesten um halb 9 schon wieder zu heiß im Zelt um sich auch nur eine Sekunde darin aufzuhalten, ohne sofort zu sterben!
Dass ich die zwei Wochen davor auch nur sehr wenig zum Schlafen gekommen bin, erzähle ich euch lieber gar nicht, weil, dann könnte der geneigte Leser ja denken ich wäre dem Wahnsinn nahe gewesen!
„Nein, nein, nur fast, alles gut“.
„Aber warum hast du denn die Machete in der Hand?“
Fazit? Erster Tag war voll geil! Nicht!